Veranstaltung vom 21.9.2012

von Bea Grünig

Erste calcina-Exkursion

Rückblick erste calcina-Exkursion, 21.09.2012

 

Die erste CALCINA-Exkursion führt uns nach Vorarlberg, dem gemütlichen Öpfelländli mit den Lehmhäusern und den Kalkputzen. Wir treffen auf die beiden Kalkpioniere/-koryphäen Martin Rauch und Gerold Ulrich, die uns an ihrem Wissen und Wirken teilhaben lassen.

 

Wohnhaus mit Kalkbetonfundament und Atelier von Martin RauchMartin Rauch steht vor seinem Atelier.

Am Vormittag besuchen wir das Atelier und das Wohnhaus von Lehmbauer Martin Rauch.  Das Wohnhaus, vor 4 Jahren fertig gestellt, steht auf einem Streifenfundament aus Kalkbeton. Die Entwicklung dieses Kalkbetons war eine Pionierarbeit, die er zusammen mit dem lokalen Betonwerk geleistet hat. Für dessen Herstellung wurden vor Ort im Fahrmischer je 150 kg Zement mit 100 kg Trasskalk und 100 kg Trassmehl gemischt. Im Vergleich zu herkömmlichem Zement enthält Kalkbeton nur einen Bruchteil des energieintensiven Zements, in der Festigkeit steht er ihm jedoch in nichts nach. Die Vorplätze und einen Teil der Böden des Hauses wurden sogar ohne Zement, lediglich aus Trassmehl und Trasskalk gegossen.

Karak-PlattenDas Haus ist aus Stampflehm mit eingestampften Ziegelleisten gebaut. Der nüchtern wirkende Kubus umfängt uns mit einer unheimlich wohligen Atmosphäre. Die von Martha Rauch hergestellten Rakubrand Platten  KARAK im Eingangsbereich, die Lehmwände, Lehmböden, die Kellergewölbe aus Aushubsgestein, alles fügt sich zu einer selten gesehenen Einheit zusammen.

Ähnlich eingenommen sind wir von der Stimmung in seinem Atelier. In jeder Ecke wird fleissig gearbeitet. Hier werden ornamentale KARAK- Keramikplatten ausgelegt und sortiert, dort entstehen wasserfeste „Plättli“ (aus Lehm versteht sich) und im Untergeschoss sehen wir auf die Hülle eines „Kachelofens“ aus Stampflehm.

Die Stunden mit Martin Rauch waren sehr interessant, vor allem aber inspirierend. Voller Eindrücke ziehen wir neugierig weiter ins nächste Dorf zu Gerold Ulrich.

Kalkproduktion und -anwendung mit Gerold Ulrich

Gleich zu Beginn folgen wir Gerold auf immer enger werdenden Wegen  den Berg hinauf bis zu einer idyllischen Lichtung im Wald. Schon von der Strasse her erspähen wir einen seltsam anmutenden Zylinder, den Kalkofen.  Er ist in den Hang hineingebaut, hat einen etwa Durchmesser von 3 m und eine Höhe von  4m. Von oben her kann  er mit etwa 9 m3 Kalkstein befüllt werden, von unten her wird er befeuert.Kalkofen von Gerold Ulrich

Gut Kalk will Weile haben

Gerold Ulrichs Kalkofen-Experiment nahm 2005 seinen Anfang. Der Kalkofen ist aus Lehm gebaut und im unteren Bereich mit Schamottsteinen ausgekleidet. Nach einigen erfolglosen Brennversuchen hat Gerold peu à peu das richtige Gestein und die richtigen Methoden gefunden, um Kalk von höchster Qualität zu brennen. Ein solcher Brand ist keine schnelle Sache. Der Ofen muss über 120 Stunden kontinuierlich befeuert werde, Tag und Nacht. Dabei verschlingt er rund 15 m3 Holz. Das Resultat ist bester Branntkalk, wie er industriell aufgrund höherer Temperaturen und kürzerer Brennzeit nicht hergestellt werden kann.

In der Werkstätte unten im Tal löscht Gerold den gebrannten Kalk. Dafür gibt es zwei Varianten: Der Kalk wird mit viel Wasser gemischt und gelagert. Dadurch entsteht der vielseitige Sumpfkalk. Oder er gibt seinem gebrannten Gut nur gerade so viel Wasser bei, dass die entstehende Hitze ein trockenes Pulver, Kalkhydrat, entstehen lässt.  Beide Kalkarten eignen sich zum Verputzen und können lange gelagert werden.

Im Ausstellungsraum von Gerold Ulrich sind unzählige weitere Mischungen und Oberflächen zu bestaunen. Dies sind unter anderem wasserfeste Oberflächen, schwarze Oberflächen mit Rebholzasche oder verspachteltes Holz. Alles lädt zum Berühren ein und wir staunen über das Werk dieses leidenschaftlichen Tüftlers.

Und das durften wir bei Martin  Rauch und Gerold Ulrich sehen:

Die Produkte sind erprobt und zum Teil recht einfach in der Verarbeitung.

 

Bei Martin Rauch

 

Die Kaseinspachtelungen auf Holzwerk, Türen, Möbel

Die Kaseinlehmspachtelungen als Bodenbeläge  (siehe auch unten bei Gerold Ulrich)

Den unten ausgeführten Trasskalkbeton

 

 

Bei Gerold Ulrich

 

Kalkglätten

Kalktrockenputze

Den Vorarlberger Sumpfkalk

und den Vorarlberger Trockenkalk

Kaseinlehmspachtelungen Bodenbelag  (siehe oben Entwicklung Martin Rauch)

6 cm Kalkmörtelböden ohne Zement

 

Beeindruckt von der immensen Anwendungsbreite des Naturproduktes Kalk treten wir den Heimweg an.

Zurück